Hofzugwagen des Kaisers Wilhelm II.  
Im Jahre 1889 entstand der erste Hofsalonwagen von Kaiser Wilhelm II. Nachdem der Wagen fertiggestellt war, ließ der Kaiser in den Jahren 1890 und 1891 weitere Wagen bauen, aus denen ein kompletter Zug gebildet werden konnte. Alle diese Wagen hatten einheitliche Abmessungen - mit Ausnahme des Kaiserwagens und der Gepäckwagen, die etwas länger waren. Im Laufe der Jahre kamen weitere Wagen neuerer Bauarten hinzu, die teilweise ältere Wagentypen ablösten. Bis 1911 wurden insgesamt 28 Hofzugwagen + 2 weitere Salonwagen, die nicht zum eigentlichen Hofzug gehörten, in Dienst gestellt.

Als Zuglokomotiven (auch in Doppeltraktion) sind für Preussen die Baureihen S1, S3, S5, S6 und S10 bekannt. Bei des Kaisers Auslandsreisen wurden jeweils Lokomotiven des besuchten Landes vorgespannt. Deshalb sind Bespannungen mit einer oder zwei Loks der Baureihen AD, ADh und C in Württemberg (wenn der Kaiser beispielsweise sein Schloss Hohenzollern bei Hechingen oder seinen Freund "zu Fürstenberg" in Donaueschingen aufsuchte), durchaus "realistisch".
Hofzugwagen 1889-1893

Kaiserwagen 1,
Kaiserinwagen 2,
Salonersatzwagen 11;
Gefolgewagen 3, 4,
Begleitungswagen 5, 6;
Speise- und
Küchenwagen 7, 8, 12;
Packwagen 9/10, 13, 14

 
MM+MM: + kompletter Zug
H.-M. Hebsaker
K. D. Schneider

09.03.2010
M
B

Die Nummern 1 (Kaiserwagen), 2 (Kaiserinnenwagen), 3 (Herrengefolgewagen) und 4 (Damengefolgewagen) wurden auch für Nachfolgefahrzeuge in Zweit- und Drittbesetzung beibehalten. 5 (Herrenbegleitungswagen) und 6 (Damenbegleitungswagen) wurden später für weitere Hofgefolgewagen verwendet. Weitere Hofzugwagen waren wie folgt gekennnzeichnet: 7=Hofspeisewagen, 8=Hofküchenwagen, 9+10=Hofgepäckwagen, 11=Kurzstrecken- und Ersatzwagen für den Kaiser, 12=Hofspeise- und Küchenwagen, der, ursprünglich 4-achsig, später verlängert und mit 3-achsigen Drehgestellen versehen wurde, 13+14=Hofgepäckwagen, 15=Hofspeise- und Küchenwagen (von Anfang an 6-achsig) und 16=Hofgepäckwagen. Der Kronprinzenwagen mit der Nummmer 20 gehörte nicht zur Hofzug-Flotte, sondern wurde mit grüner Lackierung als Einzelwagen eingesetzt.
Hofzugwagen 1897-1902

Kaiserwagen 1A
(diverse Varianten);
Kaiserinwagen 2"
(diverse Varianten);
Gefolgewagen 3A, 4A,
Hofspeisewagen 15
 
MM+MM: + kompletter Zug
H.-M. Hebsaker
K. D. Schneider

09.03.2010
M
B

Ein kompletter Hofzug bestand standardmäßig aus 9 Wagen in der Reihung "Gepäckwagen + Küchenwagen + Speisewagen + 2 Herrengefolgewagen + Hofsalonwagen des Kaisers + Hofsalonwagen der Kaiserin + Damengefolgewagen + Gepäckwagen" (Beispiele mit Nummern: 9+8+7+5+3+1+2+4+10 oder 13+8+7+5A"+3A"+1"+2"+4A"+14). Hierbei war stets darauf zu achten, dass die Seitengänge aller Wagen zur selben Seite zeigten und die Salonwagen des Kaisers und der Kaiserin salonseitig aneinander gekuppelt waren. Es gab aber auch verlängerte (z.B. 11 Wagen) oder verkürzte Züge. War der Kaiser ohne seine Gemahlin unterwegs, fehlten im Zug der Salonwagen der Kaiserin und die Damengefolgewagen. Die Wagen 11 und 12 wurden meist auf der Kurzstrecke zwischen Berlin und Potsdam verwendet, kamen aber auch ersatzweise im Hofzug zum Einsatz.
Hofzugwagen 1904-1911

Salonwagen 1", 2a;
Gefolgewagen
3A", 4A", 5A", 6A";
Gepäckwagen 16,
Kronprinzenwagen 20


 
MM+MM: + kompletter Zug
H.-M. Hebsaker
K. D. Schneider

09.03.2010
M
B

Einige Zeichnungen sind in verschiedenen Varianten wiedergegeben, die aus den unterschiedlichen Erscheinungsbildern der Vorbildfahrzeuge abgeleitet sind: Salonfenster von Kaiser-, Kaiserinnen- und Speisewagen mit und ohne Sonnenjalousien (diese waren außen am Wagenkasten angebracht und mussten bei Strecken mit zu geringem Lichtraumprofil abmontiert werden); aufgespannte Sonnendächer über den hochherrschaftlichen Gemächern in den Salonwagen des Kaisers und der Kaiserin (Bespannung auch am fahrenden Zug); durch Umbau modifizierte Fenster-Anordnungen oder -Verglasungen.
Hofzugwagen 1914-1918

Kaiserwagen 1, 1A, 1";
Kaiserinwagen 2", 2a,
Hofküchenwagen 8;
Herrengefolgewagen
3A, 3A", 5A";
Damengefolgewagen
4A", 6, 6A";
Speisewagen 7, 12, 15;
Gepackwagen
9/10, 13/14, 16






 
MM+MM: + kompletter Zug
H.-M. Hebsaker
09.03.2010
M
B

Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zu des Kaisers Abdankung liefen die noch zur Hofzug-Flotte gehörigen Wagen in einem dunklen Grün. Die Wagen 2, 3, 4, 4A, 5 und 11 gehörten zu dieser Zeit nicht mehr zum Hofzug und wurden von der KPEV als Salonwagen des öffentlichen Verkehrs eingesetzt.
Ehemalige Hofzugwagen
bei der KPEV

Kaiserinnenwagen 2,
Kaiserersatzwagen 11
Hofküchenwagen 8,
Gefolgewagen 3, 4, 5, 4A
H.-M. Hebsaker
29.05.2010
M
B
 
Nachdem ab 1902 neue Salonwagen für den Kaiser und die Kaiserin sowie neue Gefolgewagen für den Hofzug beschafft wordem waren, konnte man ab 1907 auf etliche Hofwagen der 1. Generation (Kaiserinnenwagen 2, Reserve-Kaiserwagen 11, Hofküchenwagen 8, Gefolgewagen 3-5) und auf den Damengefolgewagen 4A der 2. Generation verzichten. Sie wurden an die KPEV abgegeben, die sie fortan als Schlafwagen (3, 4, 5(zunächst)), Halbspeisewagen (5(später), 8) und Salonwagen (2, 11, 4A) einsetzte. Die ehemaligen Gefolgewagen 3 und 5 sowie der ehemalige Hofküchenwagen 8 wurden in den 1920er Jahren von der Mitropa übernommen.
Als Museumsfahrzeuge
erhaltene Hofzugwagen
3 x Kaiserwagen 1
Kaiserinnenwagen 2", 2a
Herrengefolgewagen 5A"
H.-M. Hebsaker
29.05.2010
M
B
 
Als das Kaiserreich zu Ende ging, wurde der erste Kaiserwagen mit der ursprünglichen Nummer 1 nicht mehr eingesetzt, sondern gelangte direkt in das Berliner Verkehrs- und Baumuseum. Der Wagen hatte einen grünen Anstrich mit goldenen Absetzstreifen, allerdings ohne Kaiserwappen. Erst mit dem Neuanstrich in weiß/blau um 1934/1935 wurden auch die Wappen wieder angebracht. Gegenüber dem dunklen Blau des heute im Deutschen Technik-Museum in Berlin stehenden Kaiserwagens lassen die Schwarz-Weiß-Abbildungen aus der Zeit um 1935 ein wesentlich helleres Blau vermuten. Diesen Schluss lässt auch ein farbiges Detailfoto in "Der Hofzug Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, Königs von Preussen" von Alfred Gottwald zu, das die bei der Restaurierung 1993 freigelegte Farbe unter dem grünen Nachkriegs-Anstrich zeigt. Mit diesem grünen Anstrich war der Wagen unter der Sowjetischen Besatzungsmacht nach dem 2. Weltkrieg wieder zum Einsatz gekommen, und stand dann auch noch etliche Jahre bei der DDR-Reichsbahn als Salonwagen im Dienst.

Der Hofsalonwagen 2" der Kaiserin steht heute in dunkelgrüner Farbgebung in der DB Akademie Potsdam (alter Kaiserbahnhof), während der jüngste Hofsalonwagen 2a der Kaiserin von LHB in Salzgitter aufgearbeitet wurde und in den Farben weiß/hellblau im dortigen Werksmuseum steht. Schließlich steht im Seebad Ahlbeck noch der ehemalige Herrengefolgewagen 5A", der den Usedomer Eisenbahnfreunden gehört und ebenfalls den weiß/hellblauen Anstrich trägt.